Siedung Balance
Gestapelte Eigentumswohnungen mit flexiblem, vielfältig anpassbarem Raumsystem und großzügiger Balkonfläche
Die Entwicklung der Siedlung beruht auf dem Konzept, Wohnqualitäten, die man im Einfamilienhaus findet, auf die Eigentumswohnung zu übertragen sowie gleichzeitig den Energie- und Bodenverbrauch zu bremsen, die Kosten zu optimieren und flexible Grundrisse zu bieten. Das Konzept wurde als Ausdruck eines nachhaltigen Gleichgewichts genannt. Innerhalb von drei Jahren wurden in der Agglomeration der Stadt Zürich drei Balance-Siedlungen gebaut: die erste im Jahr 2000 in Wallisellen, die zweite 2001 in Uster und die dritte 2003 in Fällanden. Sie bieten alle drei eine wirtschaftliche, soziale und ökologische Alternative zum frei stehenden Einfamilienhaus am Stadtrand. In Uster wurden 35 Wohnebenen erstellt, verteilt auf 7 Häuser mit je 5 Stockwerken.
Die Wohnungen werden nicht direkt vom Treppenhaus, sondern über den großzügigen, nach Süden orientierten Balkon erschlossen. Dadurch entsteht eine Eingangssituation, die mit einem Vorgarten verglichen werden kann. Die auskragenden Betondecken verlängern die Wohnebenen nach außen und schaffen eine rundum laufende Balkonschicht, die, wie im Einfamilienhaus, das Umschreiten des Eigenheims ermöglicht.
Flexible Aufteilung
Die Geschosse wurden im Rohbau verkauft. Die Käuferschaft konnte, unter Wahrung des mittig liegenden Betonkerns, die Raumaufteilung und den Ausbaustandard im Innern selber bestimmen. Das außen liegende Treppenhaus schafft von vornherein die Möglichkeit, jedes Stockwerk über zwei separate Eingänge zu erschließen sowie zwei getrennte und blickgeschützte Terrassen zu gestalten. Im Installationskern, in der Geschossmitte, befinden sich Nasszellen und Küchenanschlüsse für zwei Wohnungen. Eine Schrankwand gliedert den Raum in einen offenen Wohnbereich und in eine Schicht für Individualräume.
Mit diesen Elementen lässt sich die Wohnfläche entweder als zusammenhängende Geschosswohnung mit mehr oder weniger geschlossenen Räumen organisieren oder in zwei Wohnungen verschiedener Größe teilen. Durch diese Flexibilität entsteht Wohnraum für unterschiedliche Haushaltsformen und wechselnde Lebensumstände. Die Möglichkeit, einen Teil der Wohnung zu vermieten, erlaubt beispielsweise trotz eines finanziellen Engpasses nicht gänzlich auf die Verwirklichung eigener Wohnvorstellungen verzichten zu müssen. Die meisten Geschosse blieben bisher als Einheit erhalten und werden (noch) von kinderreichen Familien bewohnt.
Quelle: Mariette Beyeler, Weiterbauen, Merian Verlag, 2010
Frau und Herr O.
Frau und Herr O. bewohnten vorher eine zweistöckige Eigentumswohnung und suchten aus gesundheitlichen Gründen eine eingeschossige Wohnebene. Das Konzept der Siedlung überzeugte sie sofort. Sie waren nicht an der Perspektive der großzügigen Familienwohnung interessiert, sondern an der Teilbarkeit. Ihre Kinder sind längst ausgezogen und besitzen bereits selber Wohneigentum. Anfänglich planten sie, ein Büro abzutrennen, fanden dann aber, das Potenzial der Wohnung würde dadurch ungenügend ausgenutzt. Deshalb entschieden sie, das Geschoss in zwei verschieden große Wohnungen zu teilen, eine 4-Zimmer-Wohnung für sie selbst und eine 2-Zimmer-Wohnung zum Vermieten. Frau und Herr 0. gehen davon aus, dass sie im hohen Alter ihre größere Wohnung gegen die kleinere nebenan tauschen werden, ohne dabei erneut ein vertrautes Wohnumfeld verlassen zu müssen.
Quelle: Mariette Beyeler, Weiterbauen, Merian Verlag, 2010
P-069
Siedlung Balance
35 Wohnebenen, in 7 Häusern mit je 5 Stockwerken
Streich AG Generalunternehmung, Brüttisellen
Haerle Hubacher Architekten BSA GmbH
3 Projekte 1997 – 2003
(CH) Wallisellen, Uster, Fällanden
Haerle Hubacher Architekten Projektbeschreibung
www.haerlehubacher.ch
Publikation
» Weiterbauen | Wohneigentum im Alter neu nutzen Mariette Beyeler