„Ich wurde mir bewusst, dass man ein Haus als Typ verstehen muss (…) wenn man ein Haus baut, ist der Auftraggeber der erste Bewohner; vielleicht nach 20 Jahren leben andere Leute darin. Wenn ich ein Haus entwerfe, gehe ich heute von Räumen aus, die ich nicht genauer bestimme; sie können verschieden genutzt werden, und das was sie sind, entscheidet sich durch das, was die Bewohner daraus machen. Das Leben in den Räumen ist Teil der Architektur.“
Michael Alder, Schweizer Architekt
ANLASS
In Regionen wie München, wo Wohnraum knapp und immer teurer wird, führt dies auch zur Undurchlässigkeit des freien Wohnungsmarkts. Es ist dann nicht mehr ohne weiteres möglich, in eine andere passende Wohnung umzuziehen, wenn sich Lebensumstände verändern. Wer eine günstige große Wohnung bewohnt, bleibt dort auch nach Auszug der Kinder. Junge Familien finden keine bezahlbare Wohnung mehr und verlassen die Stadt. Immer kleinere Haushalte bedeuten einen hohen Verbrauch an Ressourcen, unter Umständen auch zunehmende Vereinzelung.
Von jeher verändern sich Wohnformen im demografischen und gesellschaftlichen Wandel. Neu ist das Tempo und die nebeneinander bestehende Vielfalt. Ältere Menschen wollen und können heute länger selbstständig leben. Mit Patchworkfamilien, Singles, Wahlverwandtschaften, ankommenden Migranten, inklusiven Gemeinschaften, Jobs auf Zeit, entsteht spezifischer Wohnbedarf.
MEHR RAUM AUF WENIGER M²
In verschiedenen Lebenslagen nutzbarer Wohnraum kann in diesem Sinne dazu beitragen, den Wohnungsmarkt zu entspannen. Zugleich werden Wohn- und Nebenkosten gesenkt und Ressourcen geschont, wenn sich die Wohnfläche je Person verringert, indem freiwerdender Wohnraum abteilbar ist oder sich auch für andere Belegung eignet. Gemeinschaftliche Gästezimmer o.ä. können die verfügbare Fläche spürbar erweitern.
Je heterogener und zufälliger die Zusammensetzung der Bewohner*innen einer Wohnung, eines Hauses oder eines Viertels ist, umso wichtiger werden private Bereiche, aber auch räumliche Möglichkeiten zur informellen Begegnung, in Wohnung, Haus und Nachbarschaft.
Deshalb gilt es für variable Nutzung geeignete Gebäudestrukturen zu entwickeln, in denen die Bewohner die Verwendung und Zuordnung privater und gemeinschaftlicher Räume sowie die Öffnung zur Nachbarschaft individuell bestimmen können. Damit die Anpassungsfähigkeit auch für künftige Bewohner*innen erhalten bleibt, sollte dies mit einfachen Mitteln durchführbar und wieder umkehrbar sein.
PROJEKT
„Implementierung von nachhaltigen Lebenslang-Grundrissen“
Das Projekt des Bauzentrums München, möchte die Öffentlichkeit für das Thema sensibilisieren, den Diskurs anregen und Impulse zur Umsetzung geben. Bereits erarbeitete Ansätze und Forschungsergebnisse sollen gesammelt werden. Ausgeführte Wohnbauprojekte und Erfahrungen in deren Nutzung sollen vorgestellt, ihre Praxistauglichkeit und Übertragbarkeit diskutiert werden. Die Ergebnisse sollen verbreitet werden.
Im Fokus stehen für flexible Nutzung geeignete Typologien von Grundrissen im urbanen Geschosswohnungsbau. Ergänzend sollen auch entscheidende bautechnische Details sowie rechtliche und organisatorische Rahmenbedingungen betrachtet werden.
Auftraggeber:
Referat für Klima- und Umweltschutz (RKU), Bauzentrum München, siehe »Impressum
Das Bauzentrum München in der Messestadt Riem ist das Informations- und Beratungszentrum der Landeshauptstadt München zu den Themen nachhaltiges Wohnen, Sanieren und Bauen. In vielfältigen Veranstaltungsformaten werden Bürger*innen und der Fachbranche umfassende Informationen, Beratung, Fortbildung und Netzwerkbildung zu allen Fragestellungen rund um Wohnen, Sanieren und Bauen geboten. Seit vielen Jahren unterstützt das Bauzentrum München aktiv die Landeshauptstadt München bei der Erreichung der Klimaschutzziele.
Auftragnehmerin:
Sabine Healey, Architektin, beauftragt mit der Umsetzung des Projekts,
einschließlich Konzept und Layout dieser Webseite